ADHS scheint eine starke Verbindung mit PDA zu haben. In einigen Fällen werden die ADHS-Symptome erst später erkannt, in anderen Fällen kann es umgekehrt sein. Dazu am Ende des Kapitels mehr.
Exekutivfunktion, Unaufmerksamkeit & Impulsivität
Eine schwache exekutive Funktion kann zu Herausforderungen beim Planen, Organisieren und Zeitmanagement führen. Projekte werden mit Begeisterung gestartet, aber nicht fertiggestellt. Der präfrontale Kortex arbeitet untypisch und hemmt bei langweiligen Routineaufgaben die Selbstmotivation, was es schwierig machen kann, in die Gänge zu kommen (ein möglicher Mitgrund für die Vermeidung).
Durch Unaufmerksamkeit und Impulsivität können Fehler passieren, was dazu führen kann, dass PDA-Betroffene Unterstützung benötigen oder eventuell Kritik erhalten. Dies kann sehr frustrierend für Menschen sein, die 100% Selbstbestimmung brauchen und zu dauerhaftem Masking und ungünstigen Dynamiken führen.
Das Thema Impulsivität behandeln wir näher im Kapitel "Emotionsregulation".
abwechslung, neuheit & dopamin
Eine weitere Herausforderung bei PDA ist das Bedürfnis nach Struktur und Vorhersehbarkeit bei gleichzeitigem Drang nach Abwechslung und Neuheit sowie der Suche nach dem nächsten Dopamin-Kick. Viele PDA-Betroffene sind Sensory/Sensation Seeker und haben ebenso eine sensorischen Überempfindlichkeit. Sie können sozial sehr aktiv, die am Ende des Tages aber völlig überreizt sein. Anstelle von starren Routinen ist es hilfreich, flexible Rhythmen zu etablieren, die vom PDA-Betroffenen selbst angepasst werden können.
könnte es nur adhs sein
Obwohl PDA weitläufig mit Autismus in Verbindung gebracht wird, fühlen sich auch Menschen mit ADHS davon angesprochen.
Es gibt Studien, die andeuten, dass PDA enger mit ADHS als mit Autismus verbunden sein könnte, und es gibt Fälle von PDA-Betroffenen, die nur die Diagnosekriterien für ADHS, nicht aber für Autismus erfüllt haben. Allerdings kann Autismus, vor allem in Verbindung mit ADHS, auch übersehen werden. Sobald Anpassungen gemacht werden, kommen oft autistische Merkmale an die Oberfläche, da nun weniger maskiert wird. Auch ADHS-Medikamente können Autismus stärker zum Vorschein bringen.
Ein Indiz gegen die Verbindung mit ADHS ist dass PDA vor allem in auf Autismus spezialisierten Kliniken erkannt wird, nicht aber in ADHS-Einrichtungen.
Es macht definitiv Sinn, sowohl Autismus als auch ADHS im Hinterkopf zu haben und bei einer möglichen Diagnostik beides evaluieren zu lassen. Ich persönlich tendiere aufgrund meiner Recherche und unserer persönlichen Erfahrungen dazu, dass PDA in Verbindung mit beidem (also AuDHS) steht.
die polyvagale leiter (deb dana)
Einige PDA-Betroffene zeigen anfangs hauptsächlich ADHS-Symptome. Mit verstärktem Stress treten autistische Merkmale deutlicher zutage, und mit zunehmender Regulation kommt es wieder zu
vermehrter Hyperaktivität (langfristig und teilweise auch tagesabhängig).
Für mich erklärt die Polyvagale Leiter vieles. Im unteren Bereich befinden sich die Überlebensmechanismen Freeze und Flop (Erstarrung und Kollaps) - hier halten sich viele autistische Menschen
dauerhaft auf. Der Weg in Richtung Regulation führt über Fight und Flight (Kampf und Flucht) - letzteres wird oft mit ADHS in Verbindung gebracht. Am oberen Ende der Leiter liegt der Bereich der
Sicherheit, in dem logisches Denken und soziales Miteinander möglich sind.
Es gibt Diskussionen darüber, ob Autismus und ADHS grundsätzlich Traumareaktionen des Nervensystems sind - ich bin der Meinung, dass es auf jeden Fall eine genetische Komponente gibt, die Symptome aber durch Stress und Trauma verstärkt werden können.
Kommentar schreiben