Gestern saß ich mit meiner Tochter (11) auf dem Roller, am Weg in ihre freie Schule hier in Thailand. Plötzlich fragte sie mich: “Was ist größer -Australien oder Asien?” Da schlug mein Geografie-Lehrerinnen-Herz gleich höher. Als ich für eine Erklärung ausholte, hörte meine Tochter allerdings schon längst nicht mehr zu. Denn - SPOILER ALERT - das war nur ein Test für MICH!
„Weißt du, was ich cool finde? In Amerika gibt es ein Lied für die 7 Kontinente!“
Und dann begann sie zu singen:
The world is split up into continents,
there are seven in all!
And if you get the gist,
we are gonna make a list
from biggest to small:
There are ASIA, AFRICA,
NORTH and SOUTH AMERICA,
ANTARCTICA, EUROPE and
finally AUSTRALIA.
Ich fragte meine Tochter, ob sie das in der Schule gelernt hatte. Aber nein - ihr könnt es euch sicher denken - es war YOUTUBE.
Ich musste lachen. In der Vergangenheit hatte ich so sehr versucht, meinen Kindern die Kontinente näherzubringen -
natürlich ohne Erfolg. Denn für beide funktioniert Bildung nur selbstbestimmt. Und wir Eltern spielen hier genauso wenig eine Rolle wie der klassische Lehrplan.
Wobei ich dazu sagen muss, dass selbstbestimmte Bildung NICHT ausschließt, eine Schule zu besuchen. So ist das bei unserer Tochter. Sie liebt die sozialen Kontakte in der Schule und ist auch bereit, für gesellschaftliche Teilhabe über ihre Grenzen zu gehen.
Wenn unsere Tochter die Lehrer und Unterrichtsfächer mag und der Schulbesuch ihre freie Entscheidung ist, klappt das ganz wunderbar. Der Schultag gibt Dopamin und reguliert das Nervensystem, denn Langeweile geht gar nicht. Für sie ist eine freie Schule viel passender als das starre Regelschulsystem, denn ein später Schulbeginn, Individualität, Flexibilität und
viele andere Freiheiten machen einfach einen riesigen Unterschied.
Den restlichen Tag benötigt unsere Tochter aber trotzdem sehr viel Autonomie und Co-Regulation, denn ein gewisses Maß an Masking ist immer vorhanden. Zur Entspannung schaut sie unter anderem gerne YouTube-Videos und ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Wissen sie sich dabei aneignet.
Unser Sohn (12) braucht 100% Selbstbestimmtheit auf jeder Linie. Eltern, Lehrer und jeder, der ihm etwas “beibringen” will, sind ein absolutes No-Go. Nur weil jemand erwachsen ist oder eine bestimmte Position innehat, macht das für unseren Sohn rein gar keinen Unterschied. Er ist sehr kritisch, reflektiert und intelligent, hat extrem viel Wissen und eignet sich alles, was für ihn relevant ist, selbst an (hauptsächlich online). Und das ist für uns mittlerweile völlig in Ordnung so.
Wir vertrauen unsere Kindern mittlerweile zu 100%, was ihre Bildung angeht. Es ist so schön zu beobachten, wie Interessen verfolgt und Potentiale entfaltet werden - manches im ganz klassischen Sinn, manches sehr kreativ und individuell.
Wir sind überzeugt, dass unsere Kinder ihren Weg machen und finden werden - und je besser sie sich selbst kennen und spüren, desto besser wird es ihnen gelingen, auch ein erfülltes Arbeitsleben zu führen, das ihren Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht. Glücklicherweise ist in der heutigen Zeit so vieles möglich - leider ist einem das oft gar nicht bewusst, wenn man mitten im System & Hamsterrad steckt.
Wenn für eure Kinder (konventionelle) Schule nicht funktioniert, möchte ich euch ermutigen, eure Fühler auszustrecken und "out of the box" zu denken, denn ich sehe jeden Tag, wie sehr unsere Kinder wachsen, wenn wir sie nur wachsen lassen.
Alles Liebe,
Martina 🌻
PS: Und ich weiß, NICHTS davon ist einfach... aber vieles beginnt mit einem Perspektivenwechsel und dem ersten kleinen Schritt.
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